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Ein Transporter der Lidahilfe in einem weißrussischen Dorf, Gleis 4 nutzt den Transporter als Band-FahrzeugEin Transporter der Lidahilfe in einem weißrussischen Dorf, Gleis 4 nutzt den Transporter als Band-Fahrzeug

Aufgrund des Krieges: Hilfstransporte nach Belarus vorerst ausgesetzt

 

2023 sollte groß gefeiert werden. „30 Jahre Lidahilfe, darauf sind wir stolz. Aber aufgrund der aktuellen Situation wird es keine Veranstaltung in Weißrussland geben“, sagt Norbert Koch, Leiter der Lidahilfe aus Grevesmühlen, die zum DRK-Kreisverband Nordwestmecklenburg gehört. Seit 1993 gibt es die Hilfstransporte aus Nordwestmecklenburg, mindestens zweimal pro Jahr rollten die Lastwagen mit Spenden für das Sozialamt, Schulen, den Behindertenverband und die Krankenhäuser in Lida in Richtung Osten. Die letzte Tour datiert vom August 2021, der Transport im Frühjahr ist aufgrund des Krieges in der Ukraine ausgefallen, auch in diesem Herbst wird es keine Fahrt geben. „Ehrlich gesagt, wir wissen nicht, wann wir überhaupt wieder nach Lida fahren können“, erklärt Norbert Koch. Auch wenn die Grenzen für Hilfstransporte geöffnet seien, die weißrussische Botschaft Unterstützung signalisiert hat, die Situation in Weißrussland ist einfach zu unsicher. „Niemand kann mit Sicherheit sagen, dass wir unbeschadet wieder rauskommen.“

 

Norbert Koch und die übrigen Mitglieder der Lidahilfe hatten darauf gehofft, dass die Situation sich wieder beruhigen werde. Doch das Gegenteil ist der Fall. Weißrussland unterstützt die russischen Angriffe, russische Truppen sind auch in der Nähe von Lida stationiert. Die gesamte Situation im Land ist ebenso undurchsichtig wie gefährlich, etliche Menschen, vor allem junge Leute, haben das Land inzwischen verlassen. „Auch Freunde von uns sind inzwischen ins Ausland geflüchtet, auch das ist für uns ein Grund, warum wir die Transporte nach Weißrussland vorerst einstellen mussten. So sehr uns auch das Herz blutet.“ Die Arbeit der Lidahilfe indes geht weiter.

 

Norbert Koch hat in den vergangenen Wochen Kontakt zu anderen Organisationen aufgenommen, denn Spenden lagern in Grevesmühlen nach wie vor. Unter anderem rund 40 Krankenhausbetten, Möbel und tonnenweise Kleidung. „Ein Verein aus Neuburg, der Spenden in die Ukraine bringt, hat Interesse angemeldet.“ Hinzu kommt, dass die Lidahilfe einen Transport nach Litauen plant. Dort gibt es Kontakt zu einem Krankenhaus in der Nähe zur weißrussischen Grenze, das die Betten dringend braucht. Womöglich noch in diesem Jahr könnte der Transport starten. „Denn eines steht fest, auch wenn die Situation schwierig ist, die Lidahilfe macht weiter, auch unter diesem Namen“, betont Norbert Koch. Denn schließlich habe sich die Organisation noch nie politisch betätigt, die Hilfe für die Menschen stehe nach wie vor im Vordergrund. „Und wenn wir eine Zeit lang nicht in Lida helfen können, dann eben in einem anderen Ort.“

 

 

 

Fast 4000 Euro Spenden beim Friedensfest am 9. April 2022 auf dem Marktplatz von Grevesmühlen gesammelt

 

Was für ein Event, weil im Moment aufgrund der politischen Lage keine Möglichkeit besteht, Hilfstransporte nach Belarus durchzuführen, konzentriert sich die Lidahilfe auf die Hilfe vor Ort. Bedeutet: Wir unterstützen die ukrainischen Flüchtlinge. Am 9. April gab es ein Friedensfest auf dem Markt in Grevesmühlen. Wie Leiter Norbert Koch betonte, "wollen wir zeigen, dass es kein Krieg der Russen gegen die Ukrainer ist, sondern Putins Kriegs." Deshalb hatte die Lidahilde Flüchtlinge, Helfer und Unterstützer eingeladen, um miteinander ins Gespräch zu kommen, Flagge zu zeigen und Geld zu sammeln. Am Ende eines sehr erfolgreichen Tages standen 4000 Euro in der Spendenkasse zu buche, die in Gutscheine umgewandelt werden, mit denen die Flüchtlinge in den Geschäften in Grevesmühlen einkaufen können. 

„So haben alle Seiten etwas davon, denn für die Frauen und ihre Kinder geht es in den nächsten Wochen vor allem darum, Kleidung und Schulsachen zu besorgen“, sagt Norbert Koch. „Und ich bin mir sicher, dass unsere Händler uns auch ein Stück entgegenkommen.“ 

Unterstützung gab es beim Friedensfest, das von 15 bis 21 Uhr andauerte, von der Stadt Grevesmühlen, dem Zweckverband, der Band Gleis 4, Schauspielerin Katrin Rienow und vielen anderen Helfern. Auf der Bühne gab es beeindruckende Darbietungen von ukrainischen Sängerinnen, Gästen aus Belarus und bewegende Interview mit Menschen, die nicht nur ihre Heimat sondern auch ihre Männer in der Ukraine zurücklassen mussten. Eine Teilnehmerin, die in der Ukraine geboren wurde und seit fünf Jahren in Nordwestmecklenburg lebt, sagte im Rahmen der Veranstaltung: "Die Ukraine ist ein friedliches Land, es hat überhaupt keine Rolle gespielt, ob jemand russisch oder ukrainisch gesprochen hat. Das ist erst ein Problem seitdem Putin unser Land überfallen hat." Eine Geflüchtete aus der Ukraine singt auf dem Friedensfest in Grevesmühlen. Eine Geflüchtete aus der Ukraine singt auf dem Friedensfest in Grevesmühlen.

 

​Eigentlich wären die Mitglieder der Lidahilfe aus Grevesmühlen in diesen Tagen unterwegs in Richtung Weißrussland, doch der Krieg in der Ukraine hat auch ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Hilfstransport wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. „Mir blutet das Herz wenn ich daran denke, ich stehe regelmäßig in Kontakt mit unseren Freunden in Weißrussland. Auch sie leiden unter der ganzen Situation“, sagt Norbert Koch, Chef der Lidahilfe, die seit 1993 Hilfsgüter nach Belarus bringt, zuletzt waren sie im August 2021 dort. „Aber unsere Arbeit geht weiter, und weil wir zeigen wollen, dass dieser Krieg nicht der Krieg der Menschen in Russland oder Weißrussland ist, wollen wir ein Friedensfest auf die Beine stellen.“ 

Die Lidahilfe aus Grevesmühlen gehört zum Kreisverband des DRK Nordwestmecklenburg. Und deren Geschäftsführer Ekkehard Giewald ist ebenfalls Mitglied der Initiative. „Die Idee finde ich super, vor allem können wir den Tag auch nutzen, um über die Arbeit der Lidahilfe als auch über die aktuellen Herausforderungen bei der Betreuung der Flüchtlinge zu informieren“, sagt Ekkehard Giewald. „Denn wir brauchen in den nächsten Wochen und Monaten noch viele helfende Hände, sowohl ehrenamtlich als auch hauptamtlich.“ 

 

Blick über die Häuser der Stadt lidaBlick über die Häuser der Stadt lida

 

 Am 30. Oktober ist die Lidahilfe wieder auf dem Grevesmühlener Marktplatz zu finden. Am 30. Oktober ist die Lidahilfe wieder auf dem Grevesmühlener Marktplatz zu finden.

 

Hilfstransport 2021

 

40 Krankenhausbetten und 600 Kleidersäcke für Belarus

 

Grevesmühlener helfen in Weißrussland / Nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause war im August 2021 wieder ein Hilfstransport nach Lida unterwegs

 

Für Norbert Koch, Leiter der 1993 gegründeten Lidahilfe aus Grevesmühlen, ist es eine Lebensaufgabe, die Menschen in Weißrussland zu unterstützen. Zweimal pro Jahr fahren die Lastwagen aus Nordwestmecklenburg Hilfsgüter wie Krankenhausbetten, medizinisches Material und Kleidung nach Belarus. Dementsprechend groß war der Frust in den vergangenen zwei Jahren.

Im Oktober 2019 rollte der letzte Transport nach Lida, danach war coronabedingt eine Zwangspause angesagt. „Die Sachen haben sich inzwischen gestapelt in den Lagern, allein die über 80 Krankenhausbetten und die Kleidersäcke brauchen eine Menge Platz“, so Norbert Koch.

Jetzt gab es endlich grünes Licht, zwei Lastwagen und zwei Transporter, alle Fahrzeuge mit Anhängern, brachten die Hilfsgüter nach Lida. Angesichts der Pandemie und der politischen Lage in Belarus gab es durchaus Bedenken im Vorfeld. „Aber es lief wirklich sehr gut, die Behörden haben uns unterstützt und unsere Partner haben lange genug auf uns gewartet“, so der Leiter. „Es gab keine Probleme, von einem Verkehrsunfall, bei dem einer unserer Lastwagen betroffen war, einmal abgesehen.“

Aufgrund der Sanktionen der EU gegenüber Weißrussland ist der Verkehr an der Grenze fast zum Erliegen gekommen. Privater Pkw-Verkehr findet kaum noch statt, die Lastwagen aus Polen in Richtung Belarus stauten sich über sechs Kilometer. Zwei Tage stehen die Fahrer in der Regel, bevor sie die Grenzabfertigung erreichen. Hilfstransporte werden bevorzugt behandelt, sechs Stunden brauchten die Grevesmühlen für die polnisch-weißrussische Grenze.

 

Mehr als 40 Krankenhausbetten, die die Lidahilfe vom Klinikum in Wismar erhalten hatte, wurden jetzt in das Kreiskrankenhaus in Lida gebracht. Wie der Chefarzt der Einrichtung, Sergej Schutschkewitsch, berichtet, habe Corona auch in Weißrussland zu erheblichen Problemen geführt. Dank der Spenden aus Grevesmühlen war das Kreiskrankenhaus, das sich am Stadtrand von Lida befindet, deutlich besser ausgerüstet. Das führte dazu, dass das Krankenhaus mit seinen insgesamt mehr als 300 Betten, die Coronapatienten der Umgebung aufnehmen konnte. Offiziellen Zahlen zufolge sind aktuell rund 15 Prozent der Bevölkerung geimpft. Wie der Chefarzt den Mitgliedern der Lidahilfe erklärte, gebe es bei vielen Menschen Bedenken gegenüber dem Sputnik-Impfstoff.

 

Das Sozialamt der Stadt Lida betreibt seit mehr als 20 Jahren ein Sozialkaufhaus, das vor allem mit den Spenden aus Grevesmühlen bestückt wird. Die Pause von zwei Jahren, in denen die Transporte nicht stattfinden konnten, haben für erhebliche Probleme gesorgt. Denn normalerweise kamen die Lieferungen alle halbe Jahre. Jetzt wurden ein kompletter Lastwagen und ein großer Anhänger mit rund 600 Kleidersäcken und Kartons nach Lida gebracht.

Weil sich immer noch mehr als 40 Krankenhausbetten und andere Ausrüstung im Lager der Lidahilfe in Grevesmühlen befinden, soll der nächste Transport am 29. Oktober starten. Wie Norbert Koch mitteilt, sei das die aktuelle Planung, um Platz für neue Spenden zu schaffen. „Wir bekommen fast täglich Anrufe von Leuten, die uns Spenden zur Verfügung stellen. In den vergangenen Monaten mussten wir allerdings bereits Spenden ablehnen, weil der Lagerplatz fehlte. Wenn wir im Oktober noch einmal fahren, dann sind wir wieder auf einem guten Weg.“

Für eine Schrecksekunde sorgte in Lida ein Verkehrsunfall, bei dem ein Lastwagen der Grevesmühlener betroffen war. Eine Autofahrerin hatte den abgestellten Lkw frontal gerammt und dabei den linken Scheinwerfer und etliche andere Teile zerstört. Der Dolmetscher der Lidahilfe, Dima Dudnik, schaffte es schließlich, einen Scheinwerfer in der Hauptstadt Minsk ausfindig zu machen. Einen Tag dauerten Hin- und Rückfahrt samt Reparatur, damit der Lkw, zumindest notdürftig repariert, die Heimreise antreten konnte.

Nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause rollt der nächste Transport am 20. August 2021 von Grevesmühlen nach Lida in Belarus. Der nächste Transport ist für Ende Oktober 2021 geplant. 

 

 

 

Wie lange sind die Helfer unterwegs?

Zwei Tage dauern jeweils Hin- und Rückfahrt. Die rund 1200 Kilometer durch MV, Polen und Belarus sind nicht das Problem. Aber die Grenze von Polen nach Belarus kostet Zeit, zwischen vier und acht Stunden dauert es, bis die Formalitäten durch sind. 

 

Wer sind die Helfer?

Leiter Norbert Koch, FSG GrevesmühlenLeiter Norbert Koch, FSG GrevesmühlenDie Lidahilfe besteht ausschließlich aus ehrenamtlichen Helfern. Chef, Kopf und treibende Kraft ist der Grevesmühlener Unternehmer Norbert Koch. Ihm zur Seite steht Ekkehard Giewald, Vorstandschef des DRK Kreisverbandes NWM. 

 

Was ist die Lidahilfe?

Seit 1994 rollen die Hilfstransporte aus Nordwestmecklenburg nach Lida in Weißrussland. Inzwischen fahren die Helfer, die in Grevesmühlen ihre Zentrale haben, zweimal pro Jahr. Im Frühjahr und im Herbst werden unter anderem der Behindertenverband, das Sozialamt, das Krankenhaus sowie Schulen und Kindergärten beliefert. 

Die Lidahilfe gehört zum DRK Kreisverband Nordwestmecklenburg